Begriffe und Konzepte Glossar
Arbeiterkind
Arbeiterkinder ist ein Sammelbegriff für Studierende, die als Erste in ihren Familien studieren. Häufig wird in diesem Zusammenhang die Zugehörigkeit zu niedrigem sozialen Status, geringeren Bildungschancen und finanziellen Möglichkeiten assoziiert. Der historisch gewachsene Begriff ist nicht unumstritten, aus diesem Grund wird mittlerweile oft von Studierenden der ersten Generation, Erststudierenden oder Studierenden aus Nichtakademikerfamilien / nichtakademischen Elternhäusern gesprochen.
Bildungserfolg
Bildungserfolg meint den Erwerb bestimmter formaler Bildungsabschlüsse im schulischen und beruflichen Bildungssystem. In der Bildungshierarchie gilt der Abschluss einer Promotion an einer Hochschule als höchster Bildungsgrad. Faktoren, die den Bildungserfolg beeinflussen, sind vielfältig, häufig werden jedoch familiäre Bedingungen (z.B. Herkunft, sozio-ökonomischer Status, Bildungsstatuts der Eltern), schulische Bedingungen (z.B. Strukturen der Schule uvm.) und/ oder politische Bedingungen (z.B. Sozial- und Bildungssystem des Landes) in diesem Kontext genannt.
Bildungsferne
In Verbindung mit nichtakademischen Elternhäusern wird manchmal noch von „bildungsferner“ oder „bildungsarmer“ Herkunft gesprochen. Diese Beschreibungen sollten vermieden werden. Problematisch sind sie deshalb, weil sie implizieren, dass nur Hochschulbildung als Bildung Bedeutung hat, zum anderen sind diese Beschreibungen negativ konnotiert, wecken Assoziationen von Selbstverschuldung oder "Naturgegebenheit" und ignorieren die strukturellen gesellschaftlichen Ungleichheitsstrukturen, die den Betroffenen Teilhabemöglichkeiten und Bildungsaufstiege erschweren.
Habitus
Im Diskurs um soziale Herkunft wird häufig von Habitus gesprochen. Der Soziologe Pierre Bourdieu beschreibt mit diesem Begriff die bestimmten Wahrnehmungs-, Denk- und Handlungsschemata im Zusammenhang mit der Sozialisation eines Individuums. In diesem Zusammenhang spicht er auch von unterschiedlichen Kapitalformen (finanzielles, kulturelles und soziales Kapital), die die eigene Position und Möglichkeiten in der Gesellschaft bestimmen. Ist eine Person durch die eigenen Sozialisation in Familie und Umfeld mit einem bestimmten Habitus vertraut, bewegt sie sich leichter in gesellschaftlichen Räumen, in denen dieser eine Rolle spielt. Ebenso kann ein spezieller Habitus exkludierend wirken auf Menschen, denen Rhetorik, Verhalten und Codes einer Gruppe nicht vertraut sind. Daraus resultieren unterschiedliche Chancen der Verwirklichung und ungleiche Möglichkeiten der Teilhabe im gesellschaftlichen und beruflichen Leben. Auch die Universität ist ein gesellschaftlicher Raum, der von universitären/akademischen Habitus geprägt ist. Erststudierenden ist der akademische Habitus oft fremd, was das Wohlbefinden und den Studienerfolg beeinträchtigen kann
Klassismus
Klassismus beschreibt die Diskriminierung von Menschen aufgrund ihrer sozialen Herkunft oder Position. Klassismus wirkt, wie andere Diskriminierungsformen auch, auf individueller Ebene (beleidigende Kommentare, Herabwürdigungen etc.) ebenso wie auf struktureller Ebene (begrenzter Zugang zu Wohnraum, Bildungsabschlüssen, Gesundheitsversorgung). Soziale Herkunft als wesentliches Merkmal der Mehrfachdiskriminierung („Gender, race, class“) wurde als erstes Ende der 70iger Jahre von einer Gruppe Schwarzer, lesbischer Feminist*innen formuliert. In Deutschland ist „soziale Herkunft“ (noch) nicht als schützenswertes Merkmal im AGG aufgeführt. Laut des dritten Antidiskriminierungsberichts der Antidiskriminierungsstelle des Bundes (ADS) ist „soziale Herkunft“ aber eine wirkmächtige Querschnittskategorie.
Nicht-traditionelle Studierende
Hierunter werden Studierende gefasst, die nicht dem ersten Bildungsweg (Abitur) angehören und somit ihren Hochschulzugang auf dem zweiten oder dritten Bildungsweg erworben haben. Unter zweitem Bildungsweg wird das Nachholen von Schulabschlüssen verstanden, die außerhalb des traditionellen Bildungsgangs liegen, z.B. durch den Besuch eines Abendgymnasiums. Der dritte Bildungsweg bedeutet die Aufnahme eines Studiums ohne (Fach) Abitur von Menschen mit abgeschlossener Berufsausbildung und Praxiserfahrung.